Michael Sennhauser hat Jacqueline Zünds «Where we belong» als Gesamtkunstwerk bezeichnet. Und genau das ist es: Eine Dokumentation höchster Qualität und gleichzeitig ein filmisches, also visuelles und musikalisches Kunstwerk. Die 5 Protagonisten, die welschen Zwillinge Alyssia und Iliria, die Basler Geschwister Carleton und Sherazade und der Entlebucher Bauernsohn Thomas zeigen sich unterschiedlich aber alle sehr persönlich, offen, mutig. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Eltern sich getrennt haben. Es sind ungeschminkte, manchmal unglaublich abgeklärte und weise Aussagen. Ich hatte das Gefühl, es seien keine Fragen gestellt worden, die Kinder und Jugendlichen hätten selber bestimmt was ihnen wichtig sei zu erzählen. Dieser Eindruck hat Jacqueline Zünd gefreut, denn natürlich war es nicht so. Sie hat viel gesprochen mit den Kindern und viele Fragen gestellt. Im Odeon Brugg fand eine Vorpremiere des Films und ein Gespräch mit ihr statt, das ich moderieren durfte. Es sei schwierig gewesen Protagonisten zu finden, aber nicht die Kinder von getrennten Eltern, sondern diese selbst hätten es nicht gewollt, oder meist eine_r von beiden. Die Eltern kommen (fast) nicht vor im Film, was auch zur Verdichtung der Kinderportraits beiträgt. Sie mussten aber selbstverständlich einverstanden sein mit der Zusammenarbeit. Die Kinder, Jugendlichen werden in ihren Kontexten gezeigt, deren Verschiedenartigkeit auch filmisch betont wird. Die 8-jährigen Zwillinge sind in Süditalien in den Ferien, spielen am Meer oder sind auf dem Rummelplatz, da spürt man, dass sie mit der Situation der getrennten Eltern, die beide in neuen Partnerschaften leben, recht gut zurechtkommen. Die Geschwister Carleton und Sherazade sind in einem Heim – weil es zu keiner Lösung für die Obhut kam. Sie werden in ihrem städtischen Umfeld gezeigt. Der Bauernsohn Thomas lebt auf dem Hof mit Vater und Geschwistern (die auch nicht vorkommen) und ihn sieht man oft allein, am Waldrand sitzend oder mit dem Töffli durch einen Steinbruch kurvend. Seine Einsamkeit, die Sprachlosigkeit in Bezug auf die Mutter, die einfach wegging, tut weh. Und doch ist der Film nicht deprimierend, die Kinder und Jugendlichen stellen sich dem, was ihre Eltern tun und taten stark, nüchtern, versöhnlich.