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Trost in düsteren Zeiten

MITTE DES LEBENS. EINE PHILOSOPHIE DER BESTEN JAHRE von Barbara Bleisch

Gastbeitrag von Elena Wilhelm


Ich hätte dem bereichernden und reichhaltigen Buch einen anderen Titel gegeben. Denn es geht nicht nur um die Mitte des Lebens, welche Barbara Bleisch zwischen 40 und 65 ansetzt. Und es ist auch nicht «nur» eine Philosophie der besten Jahre, denn wohl nicht immer sind die Mittleren die Besten. Barbara Bleisch legt eine Philosophie des reflexiven Lebens oder vielleicht der Lebensreife vor. Wir blicken zurück und nach vorne, ziehen Bilanz und fragen uns, was noch kommen mag und soll. Eingebettet in ihre Liebe zur Natur nimmt Barbara Bleisch uns mit auf eine philosophische und persönlich gestaltete Reise durch die Herausforderungen und Krisen des Lebens im Erwachsenenalter und beleuchtet existenzielle Fragen, von denen viele auch noch mit 80 oder 90 relevant sind. Das Buch regt an, über das eigene Leben nachzudenken und neue Perspektiven zu gewinnen. Es ist wie eine Sternstunde Philosophie: Bleisch lädt uns ein, uns mit den grossen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen und es fühlt sich an wie ein inspirierendes Gespräch mit einer klugen und geduldigen Moderatorin, die einem in die Augen schaut und die richtigen Fragen einfühlsam und ohne jegliche Moral stellt: Was ist gut gelaufen in deinem Leben und was nicht? Was bedauerst du, gemacht – und was bereust du, nicht gemacht zu haben? Warum fühle ich mich plötzlich so leer? Wo ist der Glanz des Lebens geblieben? Was ist ein sinnerfülltes Leben? Bleisch stellt dem geplanten, auf ein bestimmtes Ziel zusteuerndes Leben (das telische Leben, das «career life») das «seriatim life» gegenüber: ein serielles Leben, in dem wir nacheinander immer wieder neuen Anliegen Raum geben und uns stetig wandeln können. Und das geht auch noch im hohen Alter. Es tut einfach gut zu lesen, dass Bedauern und Bereuen zum Leben gehören: Verpasste Chancen, nicht eingeschlagene Wege. Es ist zum Glück kein Lebensratgeber. Nein, es ist eine Einladung zum Nachdenken über das eigene Sein.



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