Miniserie aus einem anderen Australien
Noch nie habe ich einen Film gesehen, in dem die Mehrheit der Personen Aborigines sind. «Verschwunden im Outback» ist der deutsche Titel der Miniserie, die seit letztem Jahr auf ARTE Mediathek zu sehen ist. Ein Krimi der ganz besonderen Art. Er spielt in einer kleinen Siedlung im Outback von New South Wales. Die Polizeichefin Emma James ist eine engagierte Frau. Sie ist dort aufgewachsen auf der riesigen Rinderfarm ihrer Eltern – jetzt bewirtschaftet von ihrem Bruder, der aber verkaufen und in die Stadt ziehen will. Emma ist sich der äusserst zwiespältigen und sensiblen Situation als weisse Polizeichefin in dieser Gegend bewusst und ein Verhältnis auf Augenhöhe zur Aborigines-Gemeinschaft ist ihr zentral. Es verschwinden zwei junge Männer, ein Aborigine und ein als Saisonarbeiter zugewanderter Weisser. Emma erhält, nicht zu ihrer Freude, Unterstützung vom verschlossenen Detectiv Jay, auch er ein Aborigine. Wie die beiden in trockener Zusammenarbeit den Fall lösen, welche Abgründe sich dabei öffnen, wie man immer wieder Einblick erhält in die Situation der Natives und Grauenvolles aus der Geschichte erfährt – das alles ist sehr spannend. Die ethnographischen Blicke auf das Leben der kleinen Gemeinde in dieser gottverlassenen Gegend dünken mich mindestens so interessant wie der Krimi-Plot.
Diese erste Staffel wurde 2018 gedreht und eine Geschichte so zu erzählen ist, so denke ich, in Australien noch gar nicht so lange möglich. Es ist vielleicht eine Art unterhaltsamer «Wiedergutmachungsversuch», in dem die Aborigines und die Weissen als gleichwertige Menschen gezeigt werden – mit allen Seiten des Menschseins.
Arte Mediathek, Staffel 1 und 2