«Die Umgebung der Liebe» nannte der 1996 mit 47 Jahren verstorbene Martin Disler sein gewaltiges Gemälde, das sich über 140 Meter Länge bei 4.40 Meter Höhe erstreckt. «Liebe» kommt mir nicht entgegen, aber aus deren Umgebung Kraft, Sex, Lust, Gewalt, Intensität. Alles in extremem Ausmass. Farben, Figuren, Pinselstriche haben etwas Ungezähmtes, Ausschweifendes und unglaublich Raumgreifendes. Disler hat das Riesenwerk 1981 in Stuttgart während 4 Nächten in einem (rauschhaften?) Akt gemalt. Dabei war nur seine Partnerin, die holländische Künstlerin Irene Grundel. Gesehen hätten es dann nicht viele Leute, berühmt wurde das Werk trotzdem – aber ausgestellt nicht mehr, weil es fast nirgends die notwendigen räumlichen Verhältnisse gibt. Aber jetzt: Das neue Kunstmuseum Chur bietet im grossen Ausstellungsraum einen idealen Rahmen für das gigantische Bild. Wir drehen Runde um Runde, beim ersten Anblick verschlägt es einem fast den Atem, dann gelingt langsam eine Annäherung. Ein Kunsterlebnis. (bis 26. Mai)