DRIVE MY CAR des Japaners Ryusuke Hamaguchi (nach einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami) Drei Stunden dauert der Film, und es geschieht wahrhaftig nicht viel – die Bewegungen sind innere. Und sie nehmen uns mit in existenzielle Tiefen des Menschen. Um Schuld geht es letztlich, um (vermeintliche?) Schuld mit der die beiden Hauptpersonen leben müssen – und durch das Öffnen einander gegenüber Entlastung (Heilung?) erfahren. Der Schauspieler und Regisseur Kafuku hat sein Heimkommen hinausgezögert aus Angst vor der Aussprache, die seine Frau angekündigt hatte. Sie ist Drehbuchautorin und ihre kreativen Texte entstehen während und nach dem Sex. Aber den hat sie nicht nur mit ihm. Als er dann nach Hause kommt, hat sie eine Hirnblutung erlitten und stirbt. Misaki, eine verschlossene junge Frau, die bei seinem Engagement am Theater von Hiroshima seine Fahrerin ist, hat ihre bösartige und überforderte Mutter nicht aus den Trümmern des von einem Erdrutsch zerstörten Hauses gerettet. Wie sich diese beiden sehr unterschiedlichen Menschen während stundenlanger Autofahrten einander öffnen, berührt einen als Zuschauerin bis zuinnerst.
Der andere Erzählstrang ist die Regiearbeit mit Tschechows «Onkel Wanja», das Kafuku eben in Hiroshima inszeniert. Die Arbeit für die Aufführung ist faszinierend, auch weil so anders, japanisch eben. Als Hauptdarsteller hat er den jungen Mann engagiert, der wohl einer der Geliebten seiner Frau war. In der Crew werden feine und komplexe Muster und Beziehungen aufgezeigt. Und was ich total spannend fand: Die Schauspieler:innen sprechen in unterschiedlichen Sprachen: Japanisch, Mandarin, Koreanisch – und in Gebärdensprache (für die Zuschauer:innen im Theater auf einem Bildschirm übersetzt).
Solche Filme schaffen es häufig nicht ins Kino, sind nur an Festivals zu sehen, also ein Glücksfall den man nicht verpassen sollte!